Kontakt Referenzen Links Impressum

Die Römische Hydraulis

Geschichte

Die Wasserorgel (griech."Hydraulis") war in der Antike weit verbreitet. Sie wurde der Überlieferung nach in der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. vom Architekten Ktesibios in Alexandrien im heutigen Ägypten erfunden. Sie erfuhr im Laufe der Zeit immer wieder Verbesserungen und war bis ins 4. Jh. n. Chr. im ganzen römischen Kulturraum verbreitet. Wohlhabende römische Bürger besaßen Orgeln zur repräsentativen Hausmusik, Orgeln begleiteten den Gesang, umrahmten in der Arena blutige Gladiatorenkämpfe und wurden im Theater eingesetzt. Auch eine Verbindung zum Kaiserkult ist erkennbar, und einige Caesaren spielten selbst Orgel (z.B. Kaiser Nero). Ab dem 3. Jh. n. Chr. wurde der komplizierte Wasserantrieb mehr und mehr durch einen Antrieb mit Bälgen ersetzt. Dennoch wurde der Name „Hydraulis“ für die Orgel noch bis ins Mittelalter hinein beibehalten.

Funktionsweise

Bei der antiken Wasserorgel wird mit Kolbenpumpen Luft in einen nach unten hin offenen und in einem Wassergefäß stehenden Windkessel (Pnigeus) gepumpt. Das Wasser wird dabei aus dem Windkessel verdrängt und steigt im Gefäß außerhalb des Windkessels an. Öffnet man nun Register- und Tastenschieber der Orgel, so strömt die Luft vom Windkessel durch eine Rohrleitungleitung in die Windlade der Orgel und durch das Registerwerk in die Orgelpfeifen. Das nachfließende Wasser sorgt dabei für einen konstanten, zum Musizieren brauchbaren Winddruck.

Antike Textquellen

Aus der Antike sind mehrere Texte überliefert, die technische Beschreibungen der römischen Wasserorgel enthalten. Heron von Alexandreia beschreibt in seinem Werk „Pneumatika“ einen einfachen Orgeltyp mit einer Kolbenpumpe und einem Register. Iulius Pollux, der in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. lebte, unterscheidet zwischen kleinen Orgeln, die mit Bälgen betrieben werden und großen Instrumenten, die mit Wasser arbeiten. Eine sehr genaue Beschreibung der Hydraulis findet sich in dem Werk “de architectura” des römischen Architekten Vitruv. Obwohl zeitlich früher als Herons Orgelbeschreibung, beschreibt Vitruv ein weiter entwickeltes Instrument mit zwei Kolbenpumpen und bis zu acht Registern.

Antike Abbildungen

Es gibt eine ganze Reihe von antiken Orgelabbildungen. Sie zeigen bei aller Verschiedenheit in Größe und Ausführung meist einen Orgeltyp, wie er auch von den antiken Schriftstellern beschrieben wird: Auf einem Fundament steht ein altarförmiger Kasten, an dessen Seiten die Luftpumpen angebracht sind. Auf dem Kasten steht die eigentliche Orgel, manchmal sind Details wie Pfeifenreihen, Pumpen, Registerzüge, Tasten oder die Befestigung der Pfeifen zu erkennen. Der Organist ist oft mit abgebildet, die Kalkanten (zur Bedienung der Pumpen) nur selten. Es fällt auf, dass die Abbildungen oft Bezug zur Gladiatorenthematik haben. Offensichtlich wurde das Instrument regelmäßig zusammen mit Blechbläsern in der Arena eingesetzt.

Orgelfunde

Im Jahr 1931 wurde in Aquincum (heutiges Stadtgebiet von Budapest) die Überreste einer kleinen römischen Orgel gefunden. Sie konnte aufgrund einer Widmungstafel in das Jahr 228 n. Chr. datiert werden. Das Instrument war schon in der Antike durch Brand zerstört worden, da aber die meisten Bauteile aus Metall waren, haben sie den Brand relativ gut überstanden. Eine Rekonstruktion des Register- und Pfeifenwerks ist weitgehend möglich. Die Orgel von Aquincum war demnach mit Windlade, Registerwerk und Pfeifen etwa 60 cm hoch, 30 cm breit und 12cm tief. Sie hatte vier Register (ein offenes und drei gedeckte), die jeweils einzeln gezogen werden konnten. Der Tonumfang betrug 13 Töne pro Register, insgesamt gab es also 52 Pfeifen. Es gab bereits Tasten aus Holz. Registerwerk, Tonschieber, Pfeifenstock und Orgelpfeifen waren dagegen sorgfältig aus Metall gearbeitet. Der Fund ist in zahlreichen Arbeiten dokumentiert und zeigt in beeindruckender Art und Weise die ausgereifte Konstruktion römischer Orgelbautradition, wie sie u.a. von Vitruv beschrieben wird. Im Vergleich zu antiken Abbildungen handelt es sich jedoch um ein relativ kleines Instrument.
Vom Gebläse hat sich in Aquincum leider fast nichts erhalten. Man kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es sich um eine Wasserorgel, oder um ein Exemplar der in dieser Zeit bereits aufkommenden Balgorgel gehandelt hat. Die Größe der Orgel und einige gefundene Bruchstücke sprechen eher für die Balgorgel, die Bezeichnung "hydra" auf der Widmungstafel dagegen für die Wasserorgeltheorie.
Weitere antike Orgelteile wurden in Aventicum (heutiges Avenches, Schweiz) sowie in Dion (Griechenland) gefunden.


Unser Nachbau

Zurück zum Seitenanfang